Neurodermitis: Behandlung
Die richtige Hautpflege gehört zur Basistherapie bei Neurodermitis – sie ist auch in beschwerdefreien Zeiten nötig. Zur Behandlung von akuten Schüben kommen zusätzlich verschiedene Medikamente zum Einsatz.
Was hilft gegen Neurodermitis?
Bei Neurodermitis handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben unterschiedlicher Schwere und Dauer verläuft. Derzeit gibt es keine Behandlung, die Neurodermitis heilen könnte. Es stehen jedoch Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die den Zustand der Haut deutlich verbessern und dazu beitragen können, dass die beschwerdefreien Phasen länger anhalten.
Grundsätzlich muss man bei Neurodermitis zwischen zwei Behandlungsformen unterscheiden:
- Basistherapie: Sie spielt bei Neurodermitis eine zentrale Rolle und ist in jeder Krankheitsphase wichtig – also auch dann, wenn die Haut gerade „gesund“ wirkt. Sie zielt darauf ab, neue Krankheitsschübe zu vermeiden bzw. einer Verschlimmerung bestehender Symptome entgegen zu wirken.
- Behandlung akuter Krankheitsschübe: Dabei kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die die Entzündung in der Haut lindern und auf diese Weise die Symptome bessern. Am häufigsten werden Kortison-Salben eingesetzt.
Basistherapie bei Neurodermitis
Die sogenannte Basistherapie ist ein Grundpfeiler der Neurodermitis-Behandlung. Wichtig ist, dass sie auch in beschwerdefreien Phasen erfolgt. Denn sie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von neuen Krankheitsschüben und zur allgemeinen Verbesserung des Hautzustandes. Die Basistherapie umfasst folgende Maßnahmen:
Eine psychologische Behandlung kann Betroffenen dabei helfen, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen. Hierzu kann zum Beispiel eine Verhaltenstherapie oder das Erlernen von Entspannungsmethoden sinnvoll sein.
Mittel gegen Neurodermitis
Es gibt verschiedene Medikamente zur Behandlung von akuten Neurodermitis-Schüben bei Erwachsenen. In der Regel werden Kortison-Salben empfohlen, sie gelten als Mittel der ersten Wahl. Sie wirken entzündungshemmend und können so die Hautsymptome im akuten Schub lindern. In bestimmten Fällen können jedoch auch andere Wirkstoffe infrage kommen.
Grundsätzlich können folgende Medikamente zur Behandlung bei Neurodermitis eingesetzt werden:
- Kortison-Salben: Sie wirken entzündungshemmend und werden in der Regel einmal täglich auf die betroffenen Hautareale aufgetragen, bis das Ekzem abgeheilt ist. Anschließend wird die Kortison-Salbe ausgeschlichen. Das bedeutet, dass eine niedriger konzentrierte Salbe angewendet wird oder die Abstände zwischen der Behandlung verlängert werden. An empfindlichen Stellen wie etwa im Gesicht, am Hals, in Körperfalten, im Genitalbereich oder der Kopfhaut von Säuglingen sollten Kortison-Salben nicht oder nur wenige Tage angewendet werden.
- Salben mit sog. Calcineurin-Inhibitoren: Die Substanzen wirken antientzündlich, indem sie das Immunsystem hemmen. Daher werden sie auch als Immunsuppressiva bezeichnet. Salben mit diesen Wirkstoffen werden (ab bestimmten Altersgrenzen) vor allem dann empfohlen, wenn die Anwendung von Kortison-Salben nicht möglich ist (z. B. in empfindlichen Hautarealen) oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führt. Wichtig: Ein konsequenter Sonnenschutz muss während der Behandlung gewährleistet sein.
- Ciclosporin zur Einnahme: Bessert sich eine schwere Neurodermitis nicht durch eine äußerliche Behandlung mit geeigneten wirkstoffhaltigen Salben, kann Behandlung mit dem Wirkstoff Ciclosporin angezeigt sein. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Calcineurin-Inhibitor, der das Immunsystem hemmt. Ciclosporin wird allerdings in Form von Tabletten oder einer Mikroemulsion eingenommen. Kann Ciclosporin nicht angewendet werden oder bringt es nicht den erwünschten Therapieerfolg, können andere Wirkstoffe infrage kommen, die nicht speziell zur Behandlung von Neurodermitis zugelassen sind.
- Mittel, die gegen Mikroben auf der Haut wirken: Bei vielen Neurodermitis-Patienten lässt sich das Bakterium Staphylococcus aureus in hoher Anzahl auf der Haut nachweisen. Es kann offenbar Krankheitsschübe auslösen oder bestehende Symptome verschlimmern. Um die Bakterien zu bekämpfen, kommen antiseptische (z. B. Triclosan, Chlorhexidin) oder antibiotische Wirkstoffe infrage. Antibiotisch wirksame Salben dürfen allerdings nur zurückhaltend eingesetzt werden und von einer Langzeitanwendung bei Neurodermitis wird abgeraten. Neurodermitis-Haut ist auch sehr anfällig gegenüber Pilzinfektionen (z. B. Hefepilz Malassezia). Das gilt insbesondere im Bereich des Nackens und unter den Haaren am Kopf. Solche Pilzinfektionen sollten mit einem geeigneten Anti-Pilz-Mittel behandelt werden.
- Weitere Mittel, die infrage kommen: Einige Salben enthalten Mittel zur örtlichen Betäubung (sog. Lokalanästhetika), die juckreizstillend wirken. Auch Gerbstoffe (z. B. in Schwarztee) können zur unterstützenden äußerlichen Behandlung bei Juckreiz eingesetzt werden. Zink wirkt leicht antientzündlich und kann als Bestandteil von Cremes und Salben zur Basispflege der Haut empfohlen werden. Auch eine unterstützende Behandlung mit Schieferöl kann erwogen werden.
In seltenen Ausnahmefällen kann der Arzt eine innerliche Behandlung mit Kortison oder Antibiotika erwägen. Erfahrungen mit der Medikamentenklasse der sogenannten Biologika zur Behandlung von Neurodermitis sind noch relativ beschränkt. Diese Wirkstoffe greifen gezielt in die Immunreaktion ein und hemmen diese. Biologika werden per Injektion verabreicht und zum Beispiel auch zur Behandlung von allergischem Asthma eingesetzt.
Neurodermitis-Therapie bei akuten Schüben
Die medikamentöse Behandlung der Neurodermitis erfolgt im Rahmen einer sogenannten Stufentherapie, die an die individuelle Ausprägung und Schwere der Hautentzündungen (Ekzeme) angepasst wird.
Stufe 1 | Trockene Haut | Basistherapie bestehend aus:
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Stufe 2 | Leichte Ekzeme |
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Stufe 3 | Mittelschwere Ekzeme |
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Stufe 4 | Schwere, länger andauernde Ekzeme |
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Ab Stufe 2 können zusätzlich folgende Behandlungsmöglichkeiten infrage kommen:
- Juckreizstillende Wirkstoffe: Zur unterstützenden Linderung von Juckreiz können Salben mit Gerbstoffen oder speziellen Lokalanästhetika auf die Haut aufgetragen werden.
- Entzündungshemmende Wirkstoffe: Auch Zink-Salben können aufgrund ihres leicht entzündungshemmenden und kühlenden Effekts hilfreich sein. Schieferöl kann ebenfalls einen Versuch wert sein.
- Wirkstoffe, die gegen Keime wirken: Um Staphylokokken zu bekämpfen, kommen antiseptische Wirkstoffe wie etwa Triclosan oder Chlorhexidin infrage. Antibiotisch wirksame Salben dürfen nur zurückhaltend eingesetzt werden und sollten bei Neurodermitis nicht über längere Zeit angewendet werden. Pilzinfektionen sollten mit einem geeigneten Anti-Pilz-Mittel behandelt werden.
- UV-Therapie: Eine spezielle Lichttherapie (Phototherapie) kann bei Erwachsenen, jedoch nicht bei Kindern, empfohlen werden. Dazu wird die Haut gezielt und unter ärztlicher Kontrolle mit UV-Licht bestimmter Wellenlänge bestrahlt, um eine Verbesserung des Hautzustandes zu erreichen. Die Wirksamkeit der Phototherapie lässt sich steigern durch die Einnahme von Tabletten bzw. die Anwendung von Salben oder Bädern, die die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Wichtig: Eine UV-Therapie darf nicht in Kombination mit bestimmten Wirkstoffen (z. B. Ciclosporin) angewendet werden.
Tipps bei Neurodermitis
- 1 Leitlinie (S2k) Neurodermitis Langversion Version 2014